#026

Text:
Florian Hämmerle

Gründen mit Schwerkraft
Startup ≠ SpaceX

Es ist erstaunlich, wie oft man in Startup-Kreisen auf dieselben Namen trifft, wenn’s um „Inspiration“ geht: Richard Branson! Elon Musk! Jeff Bezos! Steve Jobs! Alle männlich, alle weiß, alle reich, alle verrückt – und alle maximal ungeeignet als Vorbild für dein erstes richtiges Business.

Nehmen wir Richard Branson. Der Typ besitzt eine eigene Insel, springt mit Fallschirmen aus Flugzeugen, hat ein Space-Programm, und nebenbei irgendwie auch 400 Firmen gegründet. Klingt beeindruckend? Klar. Aber was davon ist wirklich nützlich, wenn du gerade versuchst, dein Product-Market-Fit zu finden oder endlich mal Cashflow-positiv zu werden?

Bransons Motto? „Screw it, let’s do it.“ Das klingt nicht nur wild, sondern funktioniert auch nur, wenn du im Zweifel weich fällst – z. B. in einen der Pools auf Necker Island. Wenn du aber nicht mit Milliarden-Backup und PR-Feenstaub ausgestattet bist, könnte ein „Mach mal mit Plan“ langfristig gesünder sein.

Was diese Business-Ikonen alle gemeinsam haben:

Sie spielen nicht nur auf einem anderen Spielfeld, sie spielen auf einem anderen Planeten. Mit Satellitenprojekten, eigenen Medien-Kanälen und der Superkraft, mit jedem ultrariskanten "Move" Investorengeld anzuziehen wie Motten das Licht.

Wenn du als Gründer:in versuchst, diese Leute zu imitieren, fällst du schnell in die Survivorship-Bias-Falle: Du siehst nur die, die’s geschafft haben – und vergisst die Tausenden, die mit ähnlichen Ideen baden gegangen sind. Die schaffen’s halt nicht auf die Bühne von TED, SXSW, nicht mal aufs Bits-&-Pretzels-Panel neben der Weißwurst.

Dazu kommt: Viele dieser Ikonen stehen für ein Unternehmertum, das maximal ungesund ist – 80-Stunden-Wochen, Führungsstile aus der Hölle und ein Burnout-Tempo, das man nicht mehr skalieren kann. Ist das wirklich das Ziel?

Und was machen wir so?

Wir rackern uns ab, um ein solides Geschäftsmodell zu bauen. Wir telefonieren mit echten Menschen, die echte Probleme haben. Wir können uns keine PR-Katastrophen oder Milliardenabschreibungen leisten.

Und ganz ehrlich – das ist auch gut so.

Denn nachhaltiges Gründen heißt nicht, sich wie ein Rockstar zu verhalten – sondern wie jemand, der (noch) weiß, wofür er morgens aufsteht.

Startups brauchen Vorbilder mit Bodenhaftung

Etwa die Gründerin, die ihr Unternehmen ohne VC aufgebaut hat und ihre Leute fair bezahlt. Oder der Typ, der seine Marke über Jahre hinweg mit Haltung statt mit Hype aufgebaut hat. Teams, die lieber wachsen, weils passt – und nicht, weils im Pitchdeck geil aussieht.

Held:innen mit Dreck unter den Fingernägeln, also.

Die nicht ständig durchdrehen. Sondern durchhalten.