
Ganz schön merkwürdig.
Notes on Branding
In der Mitte eines Waldes, zwischen Fichten und Buchen verborgen, liegt ein kleiner See. Das heißt, eigentlich ist es gar kein See. Es ist mehr so eine Art Tümpel. Einer von vielen, um genau zu sein. Ein schmaler Bach, der sich durch den Fels schlängelt, hat sie in jahrzehntelanger Geduld in den Stein gegraben. Einen nach dem anderen.
Hier gibts kein Internet, nicht einmal Empfang.
Kein Smartphone, das mich von meinen Fragen ablenkt.
Kein Google, das mir keine Antworten liefert.
Und auch keine KI, die mich ohnehin nicht versteht.
Nur mich und meine Lösungen.
Ich muss sie nur finden.
Buabagumpa, nennen das die Einheimischen – Bubentümpel. Als Kind hat mir mein Papa erzählt, der Ort sei geheim. Er hat den Namen geraunt, regelrecht geflüstert. Natürlich nicht ohne meinen älteren Brüdern zuzuzwinkern, die beide wie Idioten grinsten.
Aber irgendwie stimmt das ja auch. Denn: Hierher kommt niemand. Die Buabagumpa sind vom Rest der Welt verborgen, auf keiner Karte eingezeichnet, nicht einmal auf Google Maps zu finden.
Umso überraschter bin ich, als ich ausgerechnet diesen Ort für ein Brainstorming mit Chris Griessmann vorschlage. Schließlich ist er für mich viel mehr als nur Kulisse. Hierher komme ich immer, wenn ich im Ländle bin. Wenn ich mich frage, was ich eigentlich will. Und wer ich gerade bin.
Wie ein Rahmen hilft er mir, alles Unwesentliche auszuklammern. Und rückt damit jene Fragen ins Zentrum, denen ich anderswo viel lieber ausweiche.
Ich fühle mich also wie ein kleiner Verräter, der seinem Papa doch ein Versprechen gegeben hat, und erkläre mir mit meiner Ratio, dass ich doch kein Kind mehr bin. Und der Eid, den dich da abgelegt habe, vermutlich ohnehin als schlechter Scherz gemeint war. Natürlich hilft mir meine Ratio nicht. Das tut sie in Gefühlsdingen so gut wie nie. Und doch denke ich, dass mein Vorschlag so verkehrt gar nicht sein kann:
Denn die Frage nach der eigenen Identität ist eine, der sich auch eine Personal Brand stellen muss – und genau daran möchte ich mit Chris arbeiten. Im Ideal, versteht sich. Denn die meisten Menschen lassen Tiefe in der Auseinandersetzung gar nicht erst zu. Sie ist aber essenziell, wenn auch ihre Marke authentisch wirken soll.
Die Alternative ist das, was eigentlich niemand will und dann doch jeder tut. Und damit werden wir auf Social Media bereits zur Genüge zugeschissen:
Anstatt Persönlichkeit in Szene zu setzen, wird Persönlichkeit inszeniert. Und die orientiert sich erschreckend oft daran, was andere hören wollen, und fragt sich viel zu selten, was wir überhaupt zu erzählen haben.
Das Eigenartige und damit Merkwürdige, im eigentlichen Wortsinn, wird einfach weggeschminkt. Gerade das zeichnet gute Marken aber aus.
Bei Chris Griessmann wird das anders. Das spüre oder hoffe ich zu diesem Zeitpunkt. Er schickt mir bereits zu Beginn der Zusammenarbeit eine Persönlichkeitsanalyse zu. Nicht so ein Ergebnis eines semi-wissenschaftlichen Fragebogens, den wir vermutlich alle schonmal aus Langeweile ausgefüllt haben. (Nur um dann zur Kasse gebeten zu werden, damit wir das Ergebnis auch lesen können.)
Nein.
Ein ausführliches, etwa 20 Seiten starkes Dokument basierend auf unterschiedlichsten Analysemodellen aus dem Identitätscoaching.
Ich frage mich, was mich eigentlich mehr beeindruckt: Die Tatsache, dass Chris sich mit 29 Jahren so stark mit der eigenen Identität auseinandersetzt. Oder die Tatsache, dass er das Ergebnis aus freien Stücken mit mir teilt. Immerhin erscheint mir das, was da steht, einigermaßen intim. Seine Reflexion spart auch nicht mit Selbstkritik. Und das erfordert Mut. Und ganz viel Vertrauen.
Dieses Vertrauen möchte ich erwidern. Und wähle dazu jenen Ort, der in meinen Narrativ eine ungewöhnlich große Rolle spielt.
Und so sitzen wir – nur mit Badehose bekleidet – auf einem Fels, den die Sonne erwärmt hat. Das einzige Gerät ist ein altes Tablet, das auch mit Internet nicht ins Internet kommt. Darauf schreibe ich wirre Notizen.
Dieses Treffen am Popsch der Welt schickt uns auf eine gemeinsam Reise, die plötzlich nicht mehr von A nach B führt. Sondern irgendwo bei C endet.
Mich selbst führt sie nach D.
Und ist, so kann ich heute ruhigen Gewissens behaupten, die Initialzündung einer ganzen Reihe von Workshops zum Thema Personal Branding, die ich gemeinsam mit Astrid Platzer, einem Identitätscoach, ausrichte.
Wenn dich das interessiert, erfährst du auf meiner Website in Kürze mehr. Falls du aber hier bist, um den Case von Chris Griessmann zu lesen, ebenso.
To be continued, also.
Made by David

Florian Hämmerle
Markenstrategie
Brand Design

Jörg Kahlbacher
Programmierung
aula.design


